Harald Naegeli. Den Vogelflug, die Wolkenbewegung misst man auch nicht mit dem Zollstock!

26.09.2024, Do., 19:30 Uhr
Harald Naegeli. Den Vogelflug, die Wolkenbewegung misst man auch nicht mit dem Zollstock!

Buchvorstellung und Gespräch mit Anna-Barbara Neumann und Urs Bühler (Hrsg.)
Veranstaltung in der Reihe Kunst im Gespräch

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Kein Schweizer Künstler hat in den vergangenen fast fünfzig Jahren für so heftige, anhaltende Kontroversen gesorgt wie Harald Naegeli – der «Sprayer von Zürich». Als Ende der 1970er Jahre seine kühn-dynamischen Zeichnungen an den Mauern der Limmatstadt eine plötzliche, unübersehbare Präsenz entfalteten, wurde er von den einen mit heftigem Ingrimm als Schmierer und Sachbeschädigter geschmäht, während die Gegenpartei vom genialen Strich und der Chuzpe fasziniert war, die in der Platzierung der Zeichnungen lag: eine Kunst für alle im öffentlichen Raum, gratis und franko, nicht museal, sondern vital und spontan, voller Esprit und Lust an der Provokation. Was für den Künstler einer persönlichen Revolte entsprang, wurde unversehens zum optischen Kürzel für die Bruchlinien in der Gesellschaft: Hier die autoritäre Struktur einer traditionalen Ordnungswelt, dort der Drang nach einer freien Pluralität der Lebensformen, wie er sich dann in der Zürcher Jugendbewegung Anfang der 1980er Jahre Bahn brach. Harald Naegeli indes zahlte einen beträchtlichen Preis für seinen künstlerischen Wagemut – in Form hoher Geldstrafen und durch eine halbjährige Haft, trotz der Intervention zahlreicher Künstler, Schriftsteller und Politiker und einer von Naegeli selbst eingereichten Beschwerde bei der Europäischen Menschenrechtskommission wurde er nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts am 24. April 1984 an sein Heimatland ausgeliefert. Nach sechs Monaten Gefängnisstrafe wurde Naegeli aus der Strafanstalt entlassen und zog nach Düsseldorf, wo er weiter sprayte.

Als Sprayer von Zürich wurde er vor gut vierzig Jahren einst geschmäht und wegen Sachbeschädigung verurteilt. Nun ist Harald Naegeli seit einigen Monaten aus dem deutschen «Exil» zurück in seiner Heimatstadt – und wird von dieser mit einem Preis rehabilitiert: Wie der Stadtrat am Donnerstagmorgen mitgeteilt hat, würdigt er den Künstler mit dem Kunstpreis der Stadt Zürich. (NZZ, 9.7. 2020)

Moderation: Lothar Schröder

Eintritt frei, Anmeldung erwünscht

Gefördert durch: ViVarte Stiftung

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